Schwester Elise

 

Vor 100 Jahren Eintritt ins Speyerer Mutterhaus / 30 Jahre Gemeindeschwester in Weisen-heim und Bobenheim 

 

Die Tochter des Fabrikarbeiters Johannes Herrmann wurde am 10. März 1892 in Siegelbach bei Kaiserslautern geboren. Nach ihrer Krankenpflegeausbildung, die sie 1917 abschloss, kam sie in Kusel, Neustadt und Kaiserslautern zum Dienst, bis sie am 4. März 1933 nach Weisenheim am Berg und Bobenheim kam. 30 Jahre lang versah sie den Pflegedienst in den Ortschaften. Tarifverhandlungen kannte sie nicht, Wochenendzuschläge gab es nicht, festgelegte Arbeitszeiten? Daran war nicht zu denken. Die Arbeit verstand sie als Gottesdienst. Zuerst wohnte die Schwester zweieinhalb Jahre bei Familie Pfleger in der Waldstraße, danach bei Fräulein Hahn in der Leistadter Straße. Anlässlich ihres Abschieds von Weisenheim am Berg zum 30. Okt. 1963 aus gesundheitlichen Gründen im Alter von 71 Jahren (!), war in einer „RHEINPFALZ“-Ausgabe zu lesen und den Lesern aus dem Herzen gesprochen: „Wann und wo immer man nach ihr schickte, sie kam. Ob bei Wind oder Regen, man sah Schwester Elise nur zu Fuß. Wie viele Kilometer mag sie im Dienst der Nächstenliebe gelaufen sein? Besonders während des Krieges war sie oft auf sich allein gestellt. Sonst freilich arbeitete sie Hand in Hand mit den Ärzten und war bei diesen ebenso beliebt und angesehen wie bei ihren Patienten, welche sie zu betreuen hatte. – Da Schwester Elise nie nach Konfessionen fragte, sondern ihre Hilfe ohne Ausnahme jedem zuteil werden ließ, gibt es wohl in beiden Gemeinden kein Haus, in welchem sie nicht schon am Krankenbett gestanden hat."

 

Sie hinterließ wahrlich eine Lücke. Das Diakonissen-Mutterhaus konnte keine Nachfolgerin abordnen. Am 5. Juli 1968 kam schließlich ein Schreiben. Es wurde endgültig. Eine Wiederbesetzung konnte nicht einmal mehr in Aussicht gestellt werden. Der Vertrag zur Versorgung der Menschen im Ort zwischen Diakonissenmutterhaus und Diakonissenverein musste aufgelöst werden. Auch hier ging eine Ära zu Ende.

 

Am 23. Juni 1970 verstarb Schwester Elise in der Mittagsstunde in Speyer. Der Pfarrer der Diakonissenanstalt Speyer, Günther Ebel, informierte das Pfarramt und fügte seinem Schreiben die Worte hinzu. „Die christliche Erziehung im Elternhaus, die Begegnung mit der Gemeinschaft und später auch mit dem Jungfrauenverein in Bad Dürkheim, ließen in ihr den Entschluss reifen, Diakonisse zu werden. Am 4. August 1916 kam sie als erste von drei leiblichen Schwestern ins Speyerer Mutterhaus. Als sie Ende Oktober 1963 zum Feierabend ins Mutterhaus heimkehrte, lag hinter ihr eine lange Zeit einsatzbereiten treuen Dienstes an kranken und alten Menschen in den Gemeinden Sulzbach, Obrigheim, Idar-Oberstein, Kusel, Neustadt, Eisenberg, Kaiserslautern und zuletzt in Weisenheim am Berg, wo sie 30 Jahre lang Gemeindeschwester war.

Sie ist ihren Weg gegangen mit dem Geleitspruch, den sie bei der Einsegnung am 27.9.1922 erhalten hatte: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes. 40,31).    

 

Noch heute erinnern sich viele Menschen an den segensreichen Dienst. Die beiden erwähnten leiblichen Schwestern, die ebenfalls Diakonissen wurden, Sr. Grete und Sr. Emma, waren zum Dienst in das Haus  „Waldmühle“ nach Bad Bergzabern abgeordnet. Die „Waldmühle“ war eine Ausbildungsstätte für Mädchen und junge Frauen, um sie für ihre hauswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben auszubilden und vorzubereiten. Auf eine Ausbildung nach „strengen Regeln der Sitte und Ordnung“ wurde geachtet, wie die Mutter des Verfassers dieser Zeilen aus eigener Anschauung berichten konnte und einige Weisenheimer dies ebenfalls noch gut in Erinnerung haben. (Text/Bild: Helmut Meinhardt)